Apricot, Caramel & Co

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra"12/2009

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In loser Reihenfolge stellen wir Ihnen die Fellfarben und -zeichnungen der Katze vor. In der letzten Folge waren es die Minkfarben und in dieser Ausgabe die Farben des Gen Dm. 

Internationale Bezeichnung: apricot, caramel based blue bzw. based lilac (früher auch taupe genannt) und based fawn

Deutsche Bezeichnung: apricot, caramel basierend auf blau, caramel basierend auf lilac, caramel basierend auf fawn

Genetischer Code: Dm

FIFe EMS Code: m

Ideales Aussehen:

Mit dem bloßen Auge könnte man glauben diese Farben sind nur eine besonders helle Variante der verdünnten Farben cream, blau, lilac und fawn. Analysiert man allerdings die Verteilung der Farbpartikel in einem Haar mikroskopisch, so sind die Zahlenverhältnisse deutlich anders, als bei den einfach verdünnten Farben.
Caramel basierend auf Blau: Diese Katzen haben einen bräunlichen Farbton, dunkler als lilac.
Bei den Caramel-tabby Katzen sieht man im Muster einen deutlichen metallischen Glanz, man sieht dies auch bei Katzen mit Geisterzeichnung. Sie haben einen metallischen Look. Der Nasenspiegel der Nonagouti ist bläulich/grau, ebenso die Fußballen, letzteres gilt auch für die agouti Katzen.

Caramel (Taupe )basiert auf Lilac: Es ist bräunlich mit einem blauen Schleier oder Metallic-Farbton. Es gibt einen weiteren Unterschied zwischen Katzen in Caramel und Taupe Die auf blau basierenden Caramel haben mausgraue Fußballen und die lilac basierenden Taupe Katzen sind dunkel getönte lilac mit schokoladenbraunen Obertönen und schokoladenbraunen Haaren zwischen ihren Fußballen.

Die Katzen, die auf fawn basieren. haben eine viel wärmere Farbe, hellrötlichbraun, fast wie cinnamon, mit einem weichen blauen Unterton. Fawn basierende Caramel-Point-Katzen sind heller in der Farbe, leicht zu unterscheiden von Fawn Point Katzen. Dies gilt auch für die Caramel und Taupe-Points.


Apricot erinnert an eine heiße Sahne mit einem metallischen Glanz statt des eher puderigen Effekts der Creme. Dieser Metallglanz verstärkt sich im Alter. Wie alle Katzen mit rotem Farbstoff, zeigen die nonagouti Apricot eine leichte Geisterzeichnung. Der Nasenspiegel und die Fußballen sind rosa.

Natürlich gibt es auch schildpatt Varianten in Caramel/Apricot, Taupe/Apricot und den helleren auf fawn-tortie basierenden Katzen.

Die Tabby-Varianten dieser Farben sehen besonders attraktiv aus. Sie sind deutlicher von den einfach verdünnten Farben zu unterscheiden, als die nonagoutis.

 

verdünnte Farbe

modifizierte Farbe

Wirkung

blau

caramel

Blau nimmt einen braunen Ton an

lilac

caramel based lilac (taupe)

Die Farbe wird etwas blasser

fawn

caramel based fawn

Die Farbe wird rötlicher

creme

apricot

Die Farbe wird etwas kräftiger und metallischer.

amber light ----- wahrscheinlich keine Wirkung bei Ambergen ee verdünnt

Abweichendes Aussehen:

Bei allen Farben sind weiße Stichelhaare, nicht durchgefärbte Haare,  Lockets und Medaillons nicht erlaubt. Durch strenge Selektion der Züchter kommen sie auch kaum noch vor. Katzen mit diesen Merkmalen sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden. 

Farbentwicklung:

Die Dm-Farben entwickeln sich langsamer, als die einfach verdünnten Farben. Bei Kitten sind die Haare zwischen den Fußballen immer das sicherste Indiz für die korrekte Farbbestimmung. Mit ca. 6 Wochen kann ein erfahrener Züchter die Unterschiede gut sehen.

Geschichte:

Das Gen Dm wurde 1974 von Patricia Turner entdeckt und zunächst mit Md bezeichnet, später mit Dm.1980 wurde es der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Die GCCF entwickelte als erste einen Standard für diese Farben.

Pat Turner hat Caramel, Taupe und Aprikose, natürlich nicht erfunden, aber sie hat einen Namen gefunden für die Farben, die ihren Ursprung in diesem Gen haben. Sie entdeckte die Funktionsweise dieser „doppelten“ Verdünnung durch eine Menge von Paarungen und viel harte Arbeit.

Caramel trat als eine andere Farbe in einem Wurf in England 1974 auf. Die ersten Apricot wurden im Jahr 1975 registriert. 

Die Mutter der ersten Caramel war das Ergebnis einer Kreuzung von einer silver-shadded Perserkätzin und einem Siam red-point Kater der Verdünnung trug. Die silver-shadded stammte aus einem „Unfall“ zwischen einem Chinchilla Perser und Siam.
Pat Turner wollte mit dieser Katze Testverpaarungen machen, um mehr über Silber zu erfahren. Diese Farbe war zu dem Zeitpunkt noch nicht gut erforscht.

Am Anfang war Pat Turner der Meinung, dass diese Farbe das Ergebnis des Albino-Gens sei, welches bei den Vorfahren der Katze bekannt war. Einige Zeit später, nach viel Forschungsarbeit in den Stammbäumen der Katzen, und nachdem viele Test-Paarungen durchgeführt worden waren, wurde klar, dass dies nicht der Fall war.
Es war klar, dass es sich um eine völlig neue Farbe handeln mußte. Viele der Silber Orientalen und Siam, die von Pat Turner gezüchtet wurden, hatten das Gen Dm.

Es interessierten sich nach und nach mehr Züchter für diese neuen Farben. Dies war ein Glück, denn Pat Turner verlor durch eine Katastrophe viele ihrer Katzen. Bei der genauen Bestimmung dieser neuen Farben und der Erforschung des Erbganges halfen auch die Genetiker Roy Robinson, Peter Dyte, Maureen Silson und Julia Mai

Ob das Gen durch die Testverpaarungen auch in andere Rassen kam, oder schon vorher vorhanden war, kann heute nicht mehr geklärt werden. Schon in der Anfangszeit der Caramel/Apricot Zucht wurden auch Burma und Birma mit diesen Farben identifiziert von Pat Turner.

In der Zwischenzeit hatte Pat Turner heraus gefunden, dass das Gen für Caramel dominant ist für blau und lilac, und
dass es epistatisch auf rot, schwarz und chocolate ist. Später wurde entdeckt, dass es auch epistatisch zu Cinnamon und dominant zu Fawn ist.

Dies bedeutet, dass die Farben rot, schwarz, chocolate und cinnamon dieses dominante Gen unbemerkt durch viele Generationen vererben können, solange es keine Gene für die Verdünnung gibt, zeigt es sich nicht. Pat Turner stellte auch fest, dass die Farbe Caramel sich zeigt, wenn zwei Gene für Verdünnung vorhanden sind. Es reicht aber ein Elternteil mit dem Gen Dm. Es ist also ein dominantes Gen

In den späten 80er Jahren fand ein Treffen zum Thema Caramel statt, veranstaltet von einem der unabhängigen Cat Clubs in Rotterdam (Holland). Pat Turner und viele unabhängige Richter und auch mehrere Züchter nahmen an dieser Tagung teil.

 
Pat Turner berichtete über ihre Forschungen zu Caramel, die intensiv diskutiert wurden. Es gab auch den Namen "Taupe", zunächst wurden die blau-basiereden Caramel so bezeichnet. Einer der niederländischen Züchterinnen hatte diesen Namen erfunden Sie dachte, es bezeichnet die Farbe ihrer Katzen besser als Caramel. Auf dieser Sitzung wurde vereinbart, dass es eine gute Idee sei, die auf blau basierenden Katzen mit dem Dm-Gen Taupe zu nennen. Der Name für die helleren auf Lilac basierenden Katzen mit dem Dm-Gen sollte Caramel sein.
Auf fawn basierende Caramel wurden in den Niederlanden zu diesem Zeitpunkt nicht gezüchtet.
Pat Turner versprach, die Informationen über Taupe und Caramel zu Roy Robinson zu übermitteln. In Roy Robinson 3. Auflage der „Genetik für Katzen Züchter“ beschrieb er als Taupe aber leider als die Lilac-basierende Caramel statt die blau-basierende, wie es die Absprache gewesen war.


Der Name "taupe" setzte sich international nie völlig durch

 Es dauerte eine lange Zeit, bis die Caramel von der GCCF des Vereinigten Königreichs anerkannt wurden. Sie waren zuvor als lilac point, lilac tabby point und lilac und manchmal auch blau oder chocolate geführt worden, obwohl sie ganz anders aussahen. Zwischenzeitlich nannte man sie auch „Pastel“ und der amerikanische Genetiker Don Shaw nannte die Caramelfarbe "Barrington Brown".
 

Genetik:

Das Gen Dm folgt den Mendel´schen Gesetzen eines dominanten epistatischen Erbganges gegenüber d und eines hypostatischen Erbgangs gegenüber D. Mit anderen Worten: es wirkt nur auf verdünnte Farben und verdünnt diese noch einmal.

rot

B- DD DmDm OO, Oy

B- DD Dmdm OO,Oy

B- DD dmdm OO,Oy

B- Dd DmDm OO,Oy

B-Dd Dmdm OO,Oy

cream

B- dd dmdm OO,Oy

apricot

B- dd DmDm OO,Oy

B- dd Dmdm OO,Oy

schwarz

B- DD DMDM oo,oy

B- DD Dmdm oo,oy

B- DD dmdm oo,oy

B- Dd DmDm oo,oy

B- Dd Dmdm oo,oy

blau

B- dd dmdm oo,oy

caramel

B- dd DmDm oo,oy

B- dd Dmdm oo,oy

chocolate

bb DD DmDm oo,oy

bb DD Dmdm oo,oy

bb DD dmdm oo,oy

bb Dd DmDm oo,oy

bb Dd Dmdm oo,oy

bb Dd dmdm oo,oy

lilac

bb dd dmdm oo,oy

caramel based lilac (taupe)

bb dd DmDm oo,oy

bb dd Dmdm oo,oy

cinamon

blbl DD DmDm oo,oy

blbl DD Dmdm oo,oy

blbl DD dmdm oo,oy

fawn

blbl dd dmdm oo,oy

caramel based fawn

blbl dd DmDm oo,oy

blbl dd Dmdm oo,oy

 

Gen Dm wirkt also nur auf verdünnte Farben, es hat keine Auswirkung auf nicht verdünnte Farben.
Dm ist über dm dominant. Daher muss das Gen Dm nur einmal vorhanden sein (Dmdm), damit seine Auswirkung in der Fellfarbe sichtbar ist.

 

Das Gen befindet sich auf einem separaten Ort und kann getrennt vererbt werden von Genen für andere Farben, wie z.B. blau.
Die Gene für die Verdünnung dd müssen immer doppelt vorhanden sein, damit das Gen Dm sichtbar wird. Auf Katzen, die Verdünnung nur tragen Dd wirkt Dm nicht.


Das Gen Dm ist dominant, was bedeutet, dass ein einzelnes Gen genügt, um eine Caramel zu erzeugen, vorausgesetzt, es sind auch zwei Gene für die Verdünnung dd da. Dies geschieht bei Katzen in blau, lilac und fawn, sowie creme.

Eine Katze mit nur einem Dm-Gen (heterozygote Caramel) gibt dieses Gen zu 50% an seine Nachkommen weiter. Eine Katze mit zwei Dm-Genen gibt ein Dm-Gen an die gesamten Nachkommen weiter.
Aber man kann dieses Gen nicht sehen in den Farben rot, schwarz, chocolate oder cinnamon Katzen, weil das Delute- Modifikator Gen (Dm) epistatisch für diese Farben ist

So können diese roten, schwarzen, chocolate und cinnamon Katzen das Dm-Gen für caramel oder apricot viele Generationen unerkannt vererben. So lange es keine Gene für die Verdünnung dd in dem Genpool dieser Katzen gibt, wird es nie Katzen in caramel, taupe oder apricot geben. Es kann eine große Überraschung geben, wenn eine schwarze Katze mit Dm, die Verdünnung trägt, auf eine blaue trifft. Plötzlich erscheint Caramel aus heiterem Himmel!

Zucht:

Leider sind diese Farben eine auf dem europäischen Festland immer noch sehr selten gesehene Varietät, während unsere britischen Nachbarn den Reiz dieser außergewöhnlichen Farben schon lange erkannt haben

Dass diese Farben in Kontinentaleuropa immer noch ein Außenseiterdasein fristen, hat verschiedene Gründe. Zum einen steht die Anerkennung durch die FIFé, den wichtigsten europäischen Katzendachverband noch aus; zum andern liest man auch immer wieder, diese Farben sind nicht zweifelsfrei zu erkennen und deshalb abzulehnen. Doch echte Freunde dieser Farben haben sich von derartigen Vorurteilen noch nie irritieren lassen. Sie finden diese Farben vor allem bei Siam und Orientalen, wo sie in England durchaus verbreitet sind. Caramel, Taupe und Apricot sind bei GCCF anerkannt.
Sie finden diese Farben sicher auch bei anderen Katzen mit Siam-Abzeichen, z.B. bei den Rex-Katzen obwohl es schwieriger ist, bei gewelltem Haar den anderen Farbton zu sehen.
Sie finden diese Farben aber auch bei allen anderen Rassen in die Orientalen oder Siam eingekreuzt wurden, sogar bei haarlosen Rassen.

Auf der Internetseite: http://www.caramelapricotfederation.org/ finden Sie Züchter und weitere Informationen.