Silber und Silber soll man nicht verpaaren

von Raymonde Harland erschienen in "katzen extra"1/99

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Züchter von Chinchilla und Silver-Shaded können über diese Überschrift nur lachen, doch unter Züchtern anderer Farben und gerade von Rassen, die nicht auf Farbe gezüchtet werden, wird dieses Ammenmärchen gerne erzählt.

Die Fellqualität leidet angeblich bei einer Verpaarung von zwei Elterntieren mit silbernen Haaranteilen. Manchmal wird auch behauptet, die Nachkommen aus solchen Verpaarungen würden kleinwüchsig. Das Eine ist genauso falsch wie das Andere!

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Eine der wichtigsten Lehren von Mendel lautet: Jedes Merkmal wird für sich vererbt, unabhängig von anderen Merkmalen. Da also das Gen für Silber (Inhibitorgen) nicht für die Haarqualität oder die Körpergröße zuständig ist, werden diese unabhängig vom Silber vererbt. Der lebendige Beweis dafür sind normal große silberne Katzen mit guter Fellqualität, deren Eltern beide Silber zeigten. Sie sind das Ergebnis von züchterischem Können. Bei ihnen wurde nicht nur auf ein Merkmal, das schöne Silber, sondern auch auf die Merkmale Fellqualität und Größe hin selektiert.

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Wie kam es zu diesem Ammenmärchen? Dazu rufen wir uns erst einmal in Erinnerung, wie das Inhibitorgen wirkt. Normalerweise sind im Haar der Katze Farbpigmente eingelagert. Das Inhibitorgen sorgt dafür, daß die Bildung von Pigment eingeschränkt, bzw. auf die Haarspitzen beschränkt bleibt. Die Pigmente werden also verdrängt, zurück bleibt ein hohles Haar, welches silbrig schimmert. Ein hohles Haar ist weicher, als ein mit Pigment gefülltes. Silberne Katzen müssen also besonders kräftiges Haar haben, um die selbe Qualität wie Nicht-Silberne zu zeigen. Ist das Agouti-Gen vorhanden, dann ist die Katze black-silver-tabby, silver-shaded, chinchilla, red-silver-tabby, red-silver-shaded oder red-silver-tipped je nach Ausmaß der Pigmentverdrängung. Ist die Katze non-agouti, so ergeben sich die diversen Smoke Farben. Für die verdünnten Farben, die Schildpatt-Varietäten und die Farben der Chocolate-Serie gilt das Selbe. Bei einer Reinerbigkeit für silber I I werden die Tiere heller, als bei einer Mischerbigkeit für silber i I. Reinerbigkeit erhält man durch die Verpaarung von zwei Elterntieren mit Silber. Bei der Zucht mit Agouti-Tieren war dieser Effekt erwünscht, denn nur so konnten die hellen Chinchilla entstehen, bei denen die Färbung auf die äußersten Haarspitzen beschränkt ist. Bei Non-agouti Tieren, den Smokes, war der Effekt unerwünscht, denn bei zu hellem Fell geht die typische Smoke-Färbung verloren. Deshalb wurden in der Smoke-Zucht immer wieder Tiere ohne Silber eingekreuzt, um die Qualität der Fellfarbe zu erhalten, d.h. das Fell nicht zu hell werden zu lassen.

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Am Anfang der Zucht mit silbernen Tieren grüner oder türkiser Augenfarbe, war die Zuchtbasis sehr klein. Um das Inhibitorgen und die Augenfarbe in der Population zu halten, wurde häufig extreme Inzucht betrieben. Durch extreme Inzucht werden die Nachkommen kleiner. Hier liegt der Ursprung für das Märchen die Nachkommen silberner Eltern wären kleinwüchsig. Die extreme Inzucht und nicht das Inhibitorgen war Schuld an der geringen Körpergröße vieler silberner Katzen in der Anfangszeit der Silber-Zucht. Durch Verbreiterung der Zuchtbasis und Selektion auf die Körpergröße, konnte dieser Trend in guten Zuchten wieder umgekehrt werden.

Silberne erfreuen sich, nicht zuletzt durch die Katzenfutterwerbung, zunehmender Beliebtheit. Wer einmal das Spiel der Farbschattierungen mit Silber auf einer Katze in Bewegung gesehen hat erliegt ihrem Zauber. Kein Zweifel: die Silbernen sind etwas Besonderes! Ihre Zucht verlangt die Aufmerksamkeit auf alle typvollen Merkmale bei den Elterntieren zu legen. So werden Sie aus normal großen silbernen Eltern mit guter Fellqualität auch immer entsprechenden Nachwuchs erzielen.